Sonntag, 11. Januar 2015

Heimweh nach Nürnberg.


Ich habe solches Heimweh nach Nürnberg, der lebenswertesten Stadt der Welt. Meine Nürnberger Lebkuchen vom Christkindlesmarkt gehen bald aus. Wie oft gehe ich durch die touristendurchtränkten Wiener Innenstadtstraßen und wünsche mir ein kleines Brezenhüttchen herbei, wo ich mir um 1,50 Euro eine leckersten Nahrungsmittel, die es für zwischendurch gibt, einen Butterbrezen. kaufen kann. Oder gerade jetzt im Januar, wo es so kalt ist, oder kalt sein sollte, eine dieser Hütten, in der ich "drei im Weckla" sagen kann und man versteht mich.

Ich wollte mir im Schlussverhauf eine Winterjacke kaufen. In Nürnberg wäre ich über die weite, geräumige Wöhrder Wiese in die kleine übersichtliche Innenstadt Nürnbergs gegangen, hätte von Karstadt bei der Lorenzkirche, über Benetton in die Breite Gasse hinein zum City Point und Cecil alles durchforstet und sicher was gefunden. Hier dauert es ewig bis ich in der riesigen Mariahilferstr. bin, oder soll ich in die touristendurchtränkte Kärntnerstraße gehen? Ich weiß, über solch eine Auswahl und solch ein großstädtisches Lebensgefühl sollte ich mich freuen, aber ich bin scheinbar nach sechs Jahren Nürnberg keine Großstädterin mehr. Ich will Bäume sehen und grüne Wiesen und Eichhörnchen und Hasen vor meinem Fenster, und trotzdem sofort in der Innenstadt sein um mir eine Jacke zu kaufen und wenn ich eine Jacke kaufen, in einer gemütlichen Einkaufsstraße.  Die Mariahilferstr. ist auch ohne Autos nicht gemütlich, sondern nur lang und laut und ohne jegliches Flair. Dafür kann sie nichts, aber es ist so.

Nürnberg
Ich weiß, Wien hat das nicht verdient und ich gebe mir ja die größte Mühe. Die besten Heilmittel gegen meinen Liebeskummer sind wohl ein ausgiebiger Museumsbesuch (Velásquez gerade im Kulturhistorischen Museum mit anschließendem Kaffeehausbesuch (da ist Wien untoppable) und danach ein Gang durch die Wiener Ringstraße. Schon komisch, nach sechs Jahren muss ich Wien für mich ganz neu entdecken. Es ist ganz etwas anderes Wien nur zu besuchen und das was am Wiener Flait einmalig ist für ein paar Tage aufzusaugen, oder wirklich hier zu leben. Da fühlt sich Wien für mich auch immer etwas eng an. Eine Stadt, die dich irgendwie beschützt, bei der du aber nach einer gewissen Weise ticken musst, so ein bisschen grantig, südlich und laut, sonst gehörst du nicht dazu. Das ist wohl ein Grundproblem kleiner Länder, du musst nach ihrer Weise ticken um dazu zu gehören. Und es ist auch nur mein ganz persönliches Gefühl und hat wahrscheinlich wenig mit der Wirklichkeit zu tun.

Warum habe ich bei der Weihnachtsansprache bei Merkel mit Genuss zugehört und mich als Teil einer wichtigen Bewegung und ein bisschen als Deutsche gefühlt, als sie sich so klar gegen Pegida ausgesprochen hat und warum habe ich bei Heinz Fischer nach drei Minuten abgeschalten, als er hinter den geringelten goldenen Fassaden auftauchte, sich gemächlich in seinen Stuhl setzte und mit seiner selbstbeweihräuchernden Philosophie angefangen hat, warum es gerade in Österreich so wenige Arbeitslose gibt. Es tut mir leid, aber Heinz Fischer strahlt so viel Kleinkariertheit aus, dass es einen echt zum Nachdenken bringt, dass er in diesem Land so beliebt ist. Vielleicht weil er ein klein wenig an Kaiser Franz Joseph in seinen letzten Jahren erinnert, als er schon senil war? Was ist mit mir passiert in den letzten sechs Jahren? Werde ich in einem halben Jahr anders denken. Ich warte einmal ab und lasse das Neue/Alte zu.

Wien

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