Mittwoch, 17. Juni 2015

Johnny

Heute geht es in 3sat ums Sterben und in Kulturzeit wurde zum Schluss dieses Video gebracht: https://www.youtube.com/watch?v=vt1Pwfnh5pc. Mehr gibt es zur Tragik und Würde des Gehens wohl nicht mehr zu sagen.

 Bildergebnis für bilder zu johnny cash

Freitag, 8. Mai 2015

The happiest countries in the world.


Im World Happiness Report wird jedes Jahr erfragt, in welchen Ländern der Welt die Menschen am glücklichsten sind.

Hier die Topliste von 2015:

1. Switzerland
2. Iceland
3. Denmark                          
4. Norway
5. Canada
6. Finland
7. The Netherlands
8. Sweden
9. New Zealand
10. Australia



Das zeigt wie unterschiedlich Glück interpretiert wird. Ich habe ein Jahr in Dänemark gewohnt und es war das langweiligste Land, in dem ich je gelebt habe. Die Schweiz wäre für mich der letzte Ort in Europa in dem ich würde leben wollen und Finnland war sehr schön und interessant für eine Woche, aber ich war froh, als ich wieder weg war. Irgendwie reicht Weite und Leere alleine nicht für mich, zum Glück. Kann auch daran liegen, dass ich keinen Elch getroffen habe. Ich war aber in einer Sauna mitten im Wald und das war wirklich beeindruckend. Von den drei Ländern ist Finnland sicher das Lebenswerteste für mich. Scheinbar macht eine sehr geordnete Struktur, die auch etwas statisches für mich hat, viele Menschen glücklich.

Soviel ich weiß, soll in Finnland neben Ungarn die höchste Selbstmordrate herrschen und der Konsum an Antidepressiva soll in Dänemark sehr hoch sein. Mir ist in den Skandinavischen Ländern aber sehr aufgefallen, dass es kaum Selbstkritik am eigenen Land gibt. Die Skandinavier finden alles super an ihrem Land und sind immer happy, dass sie in ihren Ländern wohnen. Vielleicht muss man diese Einstellung haben um die Dunkelheit 8 Monate im Jahr und das generelle Wetter zu ertragen. Dort ist nichts von der Selbstzerfleischung eines Österreichers oder Deutschen zu spüren. Irgendwie hat mich das auch gestört. Ich glaube, dieser Report ist sehr von der jeweiligen Landesmentalität beeinflusst. Wenn ich in einem Land aufwachse, in dem mir immer eingeredet wird, wie toll es hier ist, glaube ich es irgendwann selbst. Das heißt aber nicht, dass ich die politische Struktur in Skandinavien nicht auch recht gut finde, obwohl ich froh bin, dass wir in unseren Ländern eine andere haben.

Interessant ist der Bericht allemal. 

http://worldhappiness.report/

http://blog.internations.org/2015/04/the-happiest-campers-the-world-happiness-report-2015/?utm_source=newsletter_mails&utm_medium=email&utm_campaign=19_20150507&utm_content=2 

Sonntag, 22. Februar 2015

Ich kenne Anna Fenninger nicht.

War diese Woche vier Tage von meinem Arbeitgeber aus in einer Seminarwoche zwangsverpflichtet, mit allen Vor- und Nachteilen, die solche "Retreats" haben. Gutes uns reichliches Essen, rausgerissen zu sein, aus seinem Leben, endloser SmallTalk mit Menschen, mit denen du im beruflichen Alltag nicht endlosen SmallTalk führen müsstest, weil man dort stattdessen arbeitet. Also vier Tage, an denen man noch mehr ein social face aufsetzen muss, als sonst, und das nicht 8 bis 9 Stunden am Tag, sondern vom Frühstück um halb acht bis zur Weinverkostung um 20:30 Uhr. Wo es dann auch peinlich ist, wenn man um 21:00 Uhr schon auf sein Zimmer geht, weil alle anderen selbst nach 13 Stunden noch immer irgend ein (sinnentlehrtes) Thema einfällt, über das man sich oberflächlich unterhalten könnte, oder einfach gerne gratis Wein trinken. Ich weiß, es liegt an mir, ich bin der Misanthrop und die Menschheit wäre schon ausgestorben, wenn sich alle so ausgelaugt fühlen würden wie ich, nach 14 Stunden Zwangsgequatsche.

Aber die meisten meiner Mitmenschen in diesen vier Tagen waren nett, manche sogar sehr nett. In einem Seminar ging es um Kommunikation im beruflichen Alltag, vom Anfänger bis zur Person mit 15 Jahren Berufserfahrung. Was kann  man bei so einer Bandbreite an Erfahrung machen? Man macht das Beste daraus. Schönerweise gab es gerade in diesem Kurs, von dem man sich überhaupt keine Inhalte erwarten durfte, eine sehr angenehme Gruppendynamik, was umso überraschender war, da nur weibliche Seminarteilnehmerinnen anwesend waren. Dadurch konnte die Gruppe ihrer geschlechtlichen Zugehörigkeit und allen großen und kleinen Problemchen, die diese Zugehörigkeit mit sich bringt, vielleicht ehrlicher gegenüber stehen. Jedenfalls gebührt den Seminarleiterinnen ein Preis, die zwei Tage lang diese Thematik bei zwangsverpflichteten Seminarteilnehmerinnen mit Leben füllen mussten,  die von drei Mahlzeiten am Tag vollgefressen, einem Kater und zu wenig Bewegung im Kreis auf ihren Stühlen saßen.

Ein Spielchen, neben "sich spüren" und "den andere spüren" bestand darin, dass man auf den Rücken seines Nachbarn ein Zettelchen heftete, mit dem Namen einer berühmten Persönlichkeit versehen. Aufgrund von Fragetechniken ging es dann darum, wie schnell man errät, welcher Name auf deinem Rücken haftet. Ich hatte bald einmal heraußen, dass es sich um eine Frau handelte die Österreicherin war, die jung war, sehr jung, die hübsch war, sehr hübsch, die jeder kannte, und zwar wirklich jeder und die keine Politikerin war und nicht beim ORF arbeitete. Also musste es eine Sportlerin sein. Sobald ich wusste, dass es sich um eine Österreicherin handelte, wurde mir schon mulmig. Nur weil ganz Österreich sich gegenseitig kennt, heißt das nicht, dass diese Person auch außerhalb von Österreich eine berühmte Persönlichkeit ist, sehr, sehr oft, besser gesagt, meistens, ist das Gegenteil der Fall, wenn es sich nicht gerade um Freud, Sissi oder Falco handelt. Ich weiß, für (fast) jeden Österreicher absolut unverständlich, dass man am besten überhaupt keinen Österreicher nimmt, wenn man es um berühmte Persönlichkeiten geht, sondern besser ins "Globale" geht. Ich warnte gleich alle vor, als ich wusste, dass von mir erwartet wurde, dass jetzt der Name einer jungen, hübschen, österreichischen Sportlerin aus meinem Mund herausgeschossen kommen sollte. Er kam nicht und ich wurde äußerst unglaubwürdig von der netten Gruppe mit der netten Gruppendynamik beäugt. Ich entschuldigte mich sogleich und dachte mir, warum gerade ich, auf den Rücken meiner Seminarkolleginnen hafteten Namen wie Angela Merkel, die gerade ich das ganze Seminar lang immer wieder erwähnte, im stillen Heimweh nach Deutschland, Julia Roberts, Angelina Jolie. Ja, das sind berühmte Persönlichkeiten. Diesen Hans Wurst, der den Song Contest letztes Jahr gewonnen hat, hätte ich unter vielen Nachdenken noch herausgebracht, aber ansonsten musste ich mir eingestehen. Ich bin seit vier Monaten wieder in Österreich und ich verweigere mich strickt jeglichem kollektivem geistigem Österreichgeschunkel, in dem ich in der Früh dieses Gratisblättchen in der U-Bahn lese, indem ich österr. Nachrichten schaue und wenn, dann nur die ZIB 2, weil Armin Wolf sicher eine spezielle Schulung von 3Sat erhalten hat, dass auf diesem Sender Auslandsösterreicher nicht zu sehr mit österr. Eigentümelei verstört werden sollen. Obwohl stimmt auch nicht, die ständige Schocktherapie, Strache in die ZIB 2 einzuladen, soll die Auslandsösterreicher sicher doch längerfristig im Ausland halten.

Jedenfalls, ich kenne Anna Fenninger nicht und ich kenne ganz, ganz viele andere "berühmte Persönlichkeiten", die in den letzten 10-20 Jahren in Österreich ihre 10 Minuten Ruhm genossen haben, nicht. Bin ich deshalb noch nicht in Österreich angekommen, weil ich Anna Fenninger nicht kenne? Oder interessiere ich mich einfach nicht für östereichischen Sport? Ich weiß es nicht? Ich weiß jetzt nur, wie fesch sie ist, kann mich erinnern, wie wichtig Schifahren für ÖsterreicherInnen ist und wie sehr mir die Leidenschaft und Professionalität der deutschen Fußballkultur fehlt. Dort kenne ich, wie fast jeder Deutsche, auch die, die sich nicht für Fußball interessieren, jeden Nationalspieler und kann stundenlang über Jörgi löw philosophieren. Das sind unsere Jungs. Deshalb darf ich den Österreichern nicht übel nehmen, dass sie ihre erfolgreichen Schifahrerinnen und Schifahrer lieben. Das sind ihre feschen Buabn und Madeln.

Zuhause ist man dort, wo man mitreden kann, weil einen die Thematik interessiert, weil man sich einbildet, dass sie einen betrifft.

Am nächsten Tag hatten wir ein Seminar zum Thema Projektmanagement. Seminarleiterin war eine Deutsche. Ich verstand mich mit ihr auf Anhieb. In den Pausen unterhielten wir uns über Vor- und Nachteile in Österreich und Deutschland. Mir tat ihre hochdeutsche Sprache gut, ihr distanzierter Zugang zu allem, ihre Schmähfreiheit. Irgendwann fragte ich sie, ob sie Anna Fenninger kennt. Sie schaute mich erstaunt an. "Noch nie gehört." Sie lebt seit 10 Jahren in Wien, liest auch nicht die Gratisblättchen in der U-Bahn, schaut auch nicht täglich österr. Nachrichten, präferiert die deutsche Medienlandschaft gegenüber der österreichischen und liebt Wien trotzdem, wie ich.

Wir werden uns jetzt bald einmal auf einen Kaffee treffen. Ich war jetzt vier Tage lang mit 60 ÖsterreicherInnen und einer Deutschen zusammen. Ich habe viele nette Menschen kennen gelernt, ich werde aber nur eine freiwillig wieder sehen und das ist eine Deutsche die Anna Fenninger nicht kennt und trotzdem findet, Österreich ist ein guter Ort, auch wenn sie nie ganz hier ankommen wird. 

Samstag, 14. Februar 2015

Fliegen lernen.

Früher dachte ich, ich bin das:


 Seit dem, bin ich so weit gegangen. Heute weiß ich, ich bin das:
 
Im alten Weg fühlt man sich oft so stark und unantastbar, in seinem Können und dem, was man sich geschaffen hat und was man meint, zu sein. Fängt man einen neuen Weg an, weiß man erst, wie verwundbar und schwach man ist, aber auch wie spannend und neu sich alles anfühlt. Man entdeckt eine neue Welt und ist wieder wie ein Kind, nur mit dem Vorteil, dass man die Erfahrungen seines bisherigen Lebens als Gepäckstücke mitnehmen kann. Wenn sie einem zu schwer sind, lässt man sie in seinem Nest. Wichtig ist, man hat sein Nest, in das man sich immer zurück ziehen kann. Man muss viel üben, bis man wirklich fliegen kann. Und es ist schön, wenn man dabei nicht alleine ist und andere Wesen kennen lernt, die auch erst fliegen lernen.

Mittwoch, 14. Januar 2015

Dienstag, 13. Januar 2015

Kaiserwettertag.

Wer in Wien wohnt und jetzt gerade im Büro oder zu Hause herumhockt, dem rate ich, sich nicht die Winterschuhe anzuziehen und auch nicht die Winterjacke, aber sich irgend etwas leichtes März/Aprilmäßiges überzuziehen und raus zu gehen. Heute ist der Tag der Tage. Gerade Österreicher wissen, es gibt "Kaiserwettertage" und heute ist so einer. Draußen ist es so schön. So hell. Diese Tage gibt es so selten. Früher einmal fanden sie im März oder April statt. Heutzutage, durch die leidliche Klimaerwärmung können wir uns schon im Jänner darüber freuen. Diese seltenen, wenigen Tage, wenn der Winter der Sonne weicht und ihr den Vortritt lässt und die Welt und die vom Winter zerzauste Natur in Ehrfurcht vor diesem Spektakel erstrahlt. Wir vom Winter und dem ansonsten schrecklichen Jännermonat zerzausten Menschen, die ja auch Teil der Natur sein sollten, sollten uns dieses Spektakel nicht entgehen lassen.

Deshalb schaut auf von den Mobilphones und von den PC-Screens, geht raus aus euren dunklen Büros, die euch nicht weglaufen. Auch keine Email und auch kein Telefonat läuft euch weg. Da draußen ist die strahlende Welt und sie wartet auf euch!!

http://wetter.orf.at/wien/ 

Sonntag, 11. Januar 2015

Dunkle Wolken.

Auch wenn dunkle Wolken über Europa aufziehen, können wir uns ziemlich sicher sein, dass wir groß und stark genug sind um uns von Hass und Gewalt nicht unterkriegen zu lassen: https://www.youtube.com/watch?v=a23945btJYw 

Heimweh nach Nürnberg.


Ich habe solches Heimweh nach Nürnberg, der lebenswertesten Stadt der Welt. Meine Nürnberger Lebkuchen vom Christkindlesmarkt gehen bald aus. Wie oft gehe ich durch die touristendurchtränkten Wiener Innenstadtstraßen und wünsche mir ein kleines Brezenhüttchen herbei, wo ich mir um 1,50 Euro eine leckersten Nahrungsmittel, die es für zwischendurch gibt, einen Butterbrezen. kaufen kann. Oder gerade jetzt im Januar, wo es so kalt ist, oder kalt sein sollte, eine dieser Hütten, in der ich "drei im Weckla" sagen kann und man versteht mich.

Ich wollte mir im Schlussverhauf eine Winterjacke kaufen. In Nürnberg wäre ich über die weite, geräumige Wöhrder Wiese in die kleine übersichtliche Innenstadt Nürnbergs gegangen, hätte von Karstadt bei der Lorenzkirche, über Benetton in die Breite Gasse hinein zum City Point und Cecil alles durchforstet und sicher was gefunden. Hier dauert es ewig bis ich in der riesigen Mariahilferstr. bin, oder soll ich in die touristendurchtränkte Kärntnerstraße gehen? Ich weiß, über solch eine Auswahl und solch ein großstädtisches Lebensgefühl sollte ich mich freuen, aber ich bin scheinbar nach sechs Jahren Nürnberg keine Großstädterin mehr. Ich will Bäume sehen und grüne Wiesen und Eichhörnchen und Hasen vor meinem Fenster, und trotzdem sofort in der Innenstadt sein um mir eine Jacke zu kaufen und wenn ich eine Jacke kaufen, in einer gemütlichen Einkaufsstraße.  Die Mariahilferstr. ist auch ohne Autos nicht gemütlich, sondern nur lang und laut und ohne jegliches Flair. Dafür kann sie nichts, aber es ist so.

Nürnberg
Ich weiß, Wien hat das nicht verdient und ich gebe mir ja die größte Mühe. Die besten Heilmittel gegen meinen Liebeskummer sind wohl ein ausgiebiger Museumsbesuch (Velásquez gerade im Kulturhistorischen Museum mit anschließendem Kaffeehausbesuch (da ist Wien untoppable) und danach ein Gang durch die Wiener Ringstraße. Schon komisch, nach sechs Jahren muss ich Wien für mich ganz neu entdecken. Es ist ganz etwas anderes Wien nur zu besuchen und das was am Wiener Flait einmalig ist für ein paar Tage aufzusaugen, oder wirklich hier zu leben. Da fühlt sich Wien für mich auch immer etwas eng an. Eine Stadt, die dich irgendwie beschützt, bei der du aber nach einer gewissen Weise ticken musst, so ein bisschen grantig, südlich und laut, sonst gehörst du nicht dazu. Das ist wohl ein Grundproblem kleiner Länder, du musst nach ihrer Weise ticken um dazu zu gehören. Und es ist auch nur mein ganz persönliches Gefühl und hat wahrscheinlich wenig mit der Wirklichkeit zu tun.

Warum habe ich bei der Weihnachtsansprache bei Merkel mit Genuss zugehört und mich als Teil einer wichtigen Bewegung und ein bisschen als Deutsche gefühlt, als sie sich so klar gegen Pegida ausgesprochen hat und warum habe ich bei Heinz Fischer nach drei Minuten abgeschalten, als er hinter den geringelten goldenen Fassaden auftauchte, sich gemächlich in seinen Stuhl setzte und mit seiner selbstbeweihräuchernden Philosophie angefangen hat, warum es gerade in Österreich so wenige Arbeitslose gibt. Es tut mir leid, aber Heinz Fischer strahlt so viel Kleinkariertheit aus, dass es einen echt zum Nachdenken bringt, dass er in diesem Land so beliebt ist. Vielleicht weil er ein klein wenig an Kaiser Franz Joseph in seinen letzten Jahren erinnert, als er schon senil war? Was ist mit mir passiert in den letzten sechs Jahren? Werde ich in einem halben Jahr anders denken. Ich warte einmal ab und lasse das Neue/Alte zu.

Wien